Modelabel Gründen

Der ultimative Guide

Schritt 2: Leg einfach los! 

Schritt 1: Lies dir aber vorher diese detaillierte Anleitung durch. 

Hallo Modemacher!

Du interessierst dich dafür ein Modelabel zu gründen? Da sitzen wir im gleichen Boot. In den letzten Wochen habe ich viel recherchiert und als Ergebnis habe ich diesen ultimativen Guide geschrieben.

Schnapp dir einen Kaffee, nimm dir 10 Minuten Zeit und wenn du willst was zum schreiben und los gehts:

1. Warum willst du ein Modelabel gründen?

Bei den meisten geht es um einen Traum, den man endlich umsetzen will. Aber vielleicht geht es auch um andere Themen, wie eine emotionslose Lohnarbeit, oder ein interessanter Test um darüber zu berichten.

Modelabel gründen

Die Unterschiede sind dabei groß. Es dauert immer aber etwas länger als man glaubt, bis die Produkte auf dem Markt sind. Im besten Fall schaffst du es in 30-45 Tagen, realistisch wenn du jetzt startest sind allerdings eher 100 oder 150 Tage, bis du die ersten Umsätze generierst. 

Und während dieser Zeit hast du oft viel zu tun und musst kurzfristig auf Herausforderungen reagieren. Also: Du kannst einen Nebenjob machen, musst aber die meiste Zeit erreichbar sein und wirst dich sicherlich viel Zeit mit deiner Modemarke beschäftigen. 

2. Wer bist du?

Modelabel ohne Kenntnisse

Hast du schon Erfahrung im Modebereich? Vielleicht hast du Modedesign studiert und schon für ein Label für 2 Jahre gearbeitet, warst auf Messen, kennst 2-3 Produzenten und 2-3 gute Designer? 

Herzlichen Glückwunsch! Trotzdem musst du überlegen, wie und an wen du deine Produkte verkaufen wirst. 

Am besten ist natürlich, wenn du schon eine große Reichweite hast. 

Soziale Medien ermöglichen es dir, diese Reichweite ohne zu viel Aufwand langsam und organisch aufzubauen! Und: Es muss sich nicht unbedingt um Modeinteressierte handeln. Wenn du ein “Influencer” “Künstler” oder zum Beispiel “Rockmusiker” bist, dann kannst du auch darüber erfolgreich dein Label starten. 

Mittlerweile bieten die meisten Rockbands zum Beispiel ihr Merch an. 

3. Wie startest du eine Fashion Brand?

Start einer Fashion Brand

Wenn du nun noch keine Reichweite hast, würde ich damit starten. Und zwar organisch und langsam. Vor allem kannst du damit auch online Kontakte in die Branche knüpfen. Viele wollen vielleicht, dass du ihnen folgst. Ok…

Dann folge doch anderen Designern, Modeschöpfer, Models, Produzenten etc. und bau dir langsam ein Netzwerk auf. Vielleicht kannst du mit einigen kooperieren und auf jeden Fall wirst du was lernen. Und nebenbei baust du dir vielleicht noch eine Reichweite auf und Medienkontakte! 

Aber es geht auch wenn du im Hintergrund bleiben möchtest und keine eigene Reichweite aufbauen willst: Dann erstelle einen Kanal, der ohne dein Namen und Bild auskommt. Bau dies Schritt für Schritt auf. Dann kontaktiere auch andere Influencer und über diese kannst du später Marketing betreiben. 

Du kannst praktisch ohne Kapital auf Social Media starten und in 3-4 Stunden pro Woche einiges erreichen. Und sei es, dass du was dabei lernst! 

4. Was als erstes tun?

Reichweite aufbauen für Modelabel

Starte auf einem visuellen Kanal, der dir am besten gefällt. Bei manchen wäre das Youtube. Bei den meisten Insta, bei manchen TikTok. Es kommt natürlich wieder ganz auf deine Zielgruppe an. Tiktok richtet sich schon an eine sehr junge Zielgruppe. 

50 Jahre+ erreichst du dagegen vielleicht eher über den Weg klassischer Medien. 

Bau also langsam deine Social Media Präsenz auf. Aber bevor du anfängst, brauchst du einen Namen. Und bevor du den Namen suchst, musst du dir klar werden, für wen deine Mode sein soll:

5. Wer wird wie wild deine Klamotten kaufen?

Kundendefinition Mode

Welche Kunden willst du ansprechen?

Grob mal ein paar Einordnungen: Geschlecht, Alter und was für Kleidung es sein soll. Dann kannst du das nochmal verfeinern:

Bademode für Mädchen 

Hoodies für Hardcore Programmierer

Haute Couture für Frauen, die auf einen Ball gehen

T-shirts mit lustigen Sprüchen für alle.

6. Wie findest du den Namen für dein Modelabel?

Markenname Brainstorming

Du hast ja jetzt deine Kundengruppe definiert. Dann überlege mal und schreibe dir auf, was passen könnte. Leg einfach los und schreib irgendwas auf. Keine Sorge, wenn was nicht passt. 

Beispiel Hoodie für hardcore Programmierer: 

Python, Tasten, Keyboardwarrior, Hacker Collective… einfach Wörter, die dir irgendwie einfallen. 

Beispiel Bademode für Mädchen:

Meerjungfrau, Ariel, Seepferdchen, …. 

Dann im zweiten Schritt schau mal, was man aussprechen und sich merken kann und möglichst nur 4 oder weniger Silben und 25 Buchstaben und weniger hat. 

Dann stehen da vielleicht noch 3-4 Namen, die dir gut gefallen. Check dann mal die nächste Stufe: 

7. Ist der Markenname noch frei?

Markenname suchen

Also gibt es noch die Domain (einfach mal im Browser eingeben oder direkt bei Namecheap oder United Domains)? Gibt es schon eine solche Modemarke (mal beim Markenamt schauen) und wie sieht es bei Insta und anderen Kanälen aus? 

 

8. Was ist das Narrativ deiner Brand?

Narrativ einer Marke

Du hast einen Namen für deine Marke! Sehr gut!
Aber das alleine reicht vielleicht nicht. Was ist die Geschichte hinter der Marke? Hier mal ein paar Beispiele: 

“Ich hatte als Kind immer diesen lila Pullover an. Liebte ihn. Irgendwann ging er kaputt. Ich finde so etwas nirgends und alle sagen mir, dass niemand einen lila Pullover produzieren wird. Also habe ich es produziert! Ich hole mir meine schönen Kindheitserinnerungen zurück und ihr könnt dies auch tun.” 

9. Wie machst du deine Modemarke bekannt?

Modemarke bekannt machen

Du hast einen Knallername, eine Domain gesichert und eine Social Media Präsenz eingerichtet. Dann fange mal mit deiner Propaganda an!

Die Zeit des LILA PULLOVER hat begonnen! 

Nur für Mutige! Für Kreuz- und Querdenker! Für Leute, die einen eigenen Weg  gehen. Würdest du einen LILA PULLOVER tragen? Bist du bereit? Trag dich ein in diese Emailliste oder abonniere den TikTok Kanal….

10. So entwickelst du das Design deiner Marke!

Design einer Modemarke entwickeln

Kein Problem. Du findest deinen Weg. Du kannst auch den Designprozess auslagern, aber letztlich musst du entscheiden, wo die Reise hingehen soll. 

Hier ein paar Inspirationen: 

Schau mal auf Pinterest und suche da Begriffe wie “Vintage” 

Oder mal auf Google Images nach “Streetwear”

Schau nach Ländern. Die Kleidung in der Mongolei war zum Beispiel Inspiration für Star Wars!

Persien, China, Indien, Vietnam, Italien – überall kann man Inspirationen finden. 

Oder in Filmen? Star Trek vielleicht? 

Letztlich solltest du dir aber vor allem überlegen, was du selbst machen willst und was du auslagern willst. Die wenigsten wollen selbst wirklich die Kleidung nähen… 

11. Was willst du selbst machen?

Auslagern Modemarke

Hier sind einige der wichtigsten Punkte aufgezählt. Versand, Finanzen, Steuern, Marketing, Produktion. Alle diese Punkte sind wichtig, aber alle beziehen sich auf ganz unterschiedliche Kenntnisse und Fähigkeiten. 

Also: Was KANNST du machen? Und was WILLST du machen? 

12. Verkaufen: Die wichtigste Fähigkeit bei Modelabel!

Verkaufen - wichtigster Punkt bei Modelabel

Für Modelabel-Gründer ist es am Wichtigsten verkaufen zu können! Wir können dies auch einfach sehen: Rockstars, die sich sonst nur mit ihren Gitarren, Groupies und Drogenentzugskliniken beschäftigen können oft viel besser Hoodies verkaufen als ein ruhiger Designstudent, der zwar ganz ordentlich designen kann und sich mit Produktion auskennt aber kaum jemand kennt und nicht verkaufen kann. 

Wenn du verkaufen kannst, dann gibt es immer noch viele Herausforderungen. Aber du kannst diese anderen Herausforderungen leichter überwinden. Und damit kommen wir wieder zum Thema Reichweite, die du dir kostenlos aufbauen könntest, bevor du startest. 

13. Modelabel oder Fashion Agentur gründen?

Fashion Agentur oder Modelabel

Wenn ihr vor allem Webseiten sauber aufsetzen könnt, Hoodies designen könnt und die Produktion überblicken wollt und könnt  – warum dann nicht vielleicht eine Fashion Agentur aufmachen und anderen Gründern helfen? 

Du könntest dann die Produktion, Design und so weiter übernehmen. Die Modelabel tragen das Risiko des Verkaufs und bezahlen dich. Später könntest du immer noch ein Label gründen, aber wenn deine Kenntnisse und du lieber Produktion und Steuern machst, dann findest du sicher bald sehr viele Modegründer, die mit dir kooperieren möchten. 

Auf der anderen Seite: Du hast eine große Reichweite, hast eine Idee was Narrativ und Markennamen angeht, kannst verkaufen und bringst etwas Startkapital mit? Dann überlege dir, ob du die anderen Bereiche an eine Fashion Agentur auslagern willst. 

Wichtig für beide Seiten: Sich erstmal etwas kennenlernen. Sich selbst klar werden, was man will, was man anbietet und was man braucht. Und die Kooperation klar angehen und vertraglich regeln. 

14. Wieviel Startkapital braucht man um Modelabel zu gründen?

Startkapital Modelabel

Es kommen also schnell größere Geldsummen zusammen. Sparen kann man sich insbesondere ein Lager, wenn man alles erstmal aus der eigenen Wohnung oder Zimmer heraus macht – aber dann kann man eben auch nur eine Kleinserie erstmal auflegen. Anstelle einer GmbH kannst du auch als Einzelunternehmer anfangen. Design könntest du vielleicht selbst erstellen, musst aber ggf. Geld für Designprogramme wie Adobe Suite mit Photoshop und InDesign ausgeben. Also mehrere Tausend Euro ist schon recht realistisch nur um zu starten. Und hier liegt das Problem: Es ist viel Geld, was ein großes Risiko bedeutet. Dieses Risiko ist geringer, wenn das Thema Verkauf schon gut gelöst ist und man vielleicht schon einige Leute auf einer Emailliste gesammelt hat. 

15. Wer unterstützt mich als Modelabelgründer?

Cheyn.fashion ist eine neue Möglichkeit mit integriertem Design und Produktionsprozess. Design wird an einem 3D Generator unterstützt. Cheyn ist erst vor kurzem gestartet und ist insbesondere bei jungen Modelabel in Berlin bekannt und beliebt. Schau auf jeden Fall mal, was dort passiert.

Textilwahn bietet alles aus einer Hand. Du kannst sie beauftragen dir bei Marketing, Produktion, Logistik, Design etc. zu unterstützen. Dies hat natürlich auch einen Preis. Stelle sicher, dass du unabhängig auch betriebswirtschaftlich und rechtlich beraten wirst. Auf jeden Fall könnte es sich lohnen relativ am Anfang mal ein Gespräch zu führen, damit du zusätzliche Anregungen hast. Später kannst du dann ggf. auf Textilwahn zurück kommen, aber lass dir bei größeren Aufträgen Zeit und prüfe ausgiebig. 

Corpotex richtet sich eher an Firmen, die nebenbei eigenes Merch erstellen wollen. Trotzdem ist es auch für dich als Modelabelunternehmer interessant hier mal reinzuschauen. Vielleicht lohnt es sich auch hier mal eine kleine Bestellung anzugehen.

Fashion Roof Services. Hier wird ähnlich wie bei Textilwahn und Cheyn die Produktion und der Designprozess übernommen. Auch diese Firma am besten relativ am Anfang mal unverbindlich kontaktieren und später testen. Aber auch hier, nicht zu früh einen Vertrag eingehen. Insbesondere für Modelabel in Hamburg könnte es Sinn machen hier mal vorbei zu schauen. 

16. Merch oder eigenes Label?

Merch für Designer

Eine Alternative ist natürlich auch Merch per Amazon. Dort kann man auch einiges machen und aufbauen. Und hier noch eine Liste mit Print on Demand Anbietern, die eine Alternative für Kleinserien sein könnten: 

Shirtnator 

Spreadshirt

Shirtigo

Und es gibt noch viele weitere, die ich vielleicht auch in Zukunft mal hier erwähnen werde. Dies ist aber erstmal ein guter Start.

17. Wo lasse ich mein Label produzieren?

Textil Produktionsstandorte

Bei den üblichen Verdächtigen produzieren: In der Türkei, in Portugal oder in China. 

China ist dabei am günstigsten und mit den meisten Optionen, allerdings sind die Mindestmengen oft deutlich größer. Alleine der Transport ist teuer. Bei 100 Stück braucht man nicht in China produzieren. Zudem ist es manchmal schwieriger zu kommunizieren und es dauert viel länger die Stoffe nach Europa zu bekommen. 

Die Türkei ist ein Standort, der immer beliebter wird. Es liegt näher, die Produktionszyklen sind schneller und es werden auch etwas kleinere Serien produziert. 

Portugal ist etwas teurer, hat aber schon den Vorteil, dass es in Europa liegt. Auch hier lassen viele produzieren und sind sehr zufrieden. Wichtiger als die Länderauswahl ist die Partnerwahl. 

Viele Produzenten wollen dabei auch nicht ewig Zeit mit Hunderten Anfragen verbringen. Sie werden teilweise überschüttet mit Anfragen und sortieren direkt aus, wer nur 20 Stück produzieren will. 

Wo treffen: Branchentreffen und Branchenführer um die guten zu finden!!! 

18. Wo sind die großen Modeschauen?

Big 4 Modeschauen

Für Haute Couture ein Muss. Für Streetwear immer noch gut dabei zu sein.

Die BIG 4 der Modewelt! 

Natürlich Paris https://fhcm.paris/en/paris-fashion-week-en/

Aber auch Mailand: https://en.wikipedia.org/wiki/Milan_Fashion_Week 

New York: https://en.wikipedia.org/wiki/New_York_Fashion_Week

London: https://en.wikipedia.org/wiki/London_Fashion_Week

Diese großen vier finden traditionell nacheinander alle im Februar statt. Aber es gibt in diesen Städten weitere Fashion Weeks über das Jahr verteilt. 

In Deutschland ist die Berlin Fashion Week mit Abstand führend. 

19. Wie können junge Designer bei den Fashion Weeks punkten?

Per Guerilla Marketing. Oder durch Gatekeeper. Oder Netzwerk. Oder durch . Und immer mit Presseunterstützung um möglichst viel rauszuholen. 

Netzwerk ist natürlich am besten. Wer also gute Kontakte hat und dadurch auf einer führenden Modemesse präsentieren kann, der ist natürlich im Vorteil. 

Gatekeeper sind ein Weg die eigene Marke gut zu präsentieren. Mit einigen Tausend Euro muss man aber teilweise rechnen, je nachdem, wie umfangreich der Auftritt bei einer Fashion Week gestaltet werden soll. Die https://frankfurtfashionlounge.de ist eine Möglichkeit hier aktiv zu werden um bei der kleineren Frankfurt Fashion Week aktiv zu sein. 

Guerilla Marketing steht allen anderen offen. Also zum Beispiel eine After Party in einem kleinen Club veranstalten und da gezielt Werbung für das eigene Label machen. 

Natürlich steigen die Übernachtungskosten während der Fashion Week stark an, insbesondere in Paris, Mailand und Berlin um teilweise mehr als 50%. London und New York sind dagegen so groß und normalerweise schon sehr teuer, so dass die Fashion Week die Preise nicht mehr ganz so stark erhöht. 

International spielen neben den vier großen auch Shanghai, Hong Kong, Tokyo und Mumbai eine wichtige Rolle in der Modewelt. 

In Deutschland überstrahlt Berlin die anderen Städte bei weitem. Kleinere Fashion Weeks finden in Frankfurt, Düsseldorf, München, aber auch Krefeld statt.

20. Wie produzieren junge Modedesigner?

Textilproduktion

Priorität in der Produktion

Einfache Faustregel: Desto mehr du die Produzenten kennst. Und desto länger ihr in der Vergangenheit zusammengearbeitet habt. Und desto mehr ihr bestellt, desto eher seit ihr vorne dabei in der Produktion. 

Also welche Bestellung wird ein Hersteller eher abarbeiten:
10,000 Hoodies für existierendes Label, mit dem man seit 5 Jahren arbeitet und insgesamt schon 100,000 Stücke produziert hat und man kennt 2-3 Mitarbeiter des Labels persönlich. 

Oder: Neues Label, die nur 500 Stück produzieren wollen und unklar, ob sie danach weiter machen….

Also einfache Entscheidung: Man produziert die 10,000 Hoodies zuerst und priorisiert! Letztlich ist das aber auch gut für euch: Denn wenn ihr mal etabliert seit, dann habt ihr ein paar Möglichkeiten auf eurer Seite, die euch einen Vorteil gegenüber Anfängern geben. 

Produktionsprobleme

Reden wir nicht um den heißen Brei: Es kann und wird oft in der Produktion zu Problemen kommen! Der Prozess ist einfach oft nicht so klar genormt und abgesprochen, dass Einheiten genau eingehalten werden. T-shirts könnten also zu groß oder klein ausfallen und die Labels werden vielleicht zu groß oder zu klein gedruckt. Auch werden Farben auf unterschiedlichen Bildschirmen anders dargestellt. Wer an einem Macbook arbeitet, kann also im Designprogramm eine etwas andere Farbe sehen, wie an einem Microsoft Laptop. Und in der Produktion ausgedruckt, kann die Farbe nochmal anders aussehen oder wirken. 

Dies mal von den typischen Verspätungen im Produktionsprozess abgesehen und von Problemen wie kaputten Reisverschlüssen etc.