Mittlerweile sind in den größten Städten Deutschlands Fahrrad-Lieferdienste unterwegs.
Ich wollte dies selbst mal testen und bin auf verschiedenen Fahrrädern gefahren und zeige euch hier alles zu meinem Test!
Dabei habe ich mir Flink, Gorilla, Uber und die Deutsche Post angesehen!
Warum nutzt Gorilla&Co. Fahrräder und keine Autos?
Autos sind viel langsamer in Innenstädten und damit nicht effizient im Vergleich zu Fahrrädern. In den meisten Städten wurden 30er Zonen eingeführt, Autos können also die höheren Geschwindigkeiten nicht nutzen und Fahrräder und eBikes können an Kreuzungen und Einbahnstraßen den leichten Geschwindigkeitsnachteil leicht wieder aufholen.
Zudem gibt es kein Parkplatzproblem für Fahrräder.
Und eBikes verbrauchen viel weniger Energie, sind günstiger in Miete oder Kauf als Autos und weder Versicherungen noch Nummernschilder noch Führerscheine werden benötigt.
Welche Fahrräder nutzen die Fahrrad-Lieferdienste?
Vorwiegend zwei Typen von Fahrrädern werden genutzt:
- Zweiräder. Oft mit 20 Zoll fat wheel Reifen. Diese Fahrräder sind besonders wendig und halten viel aus. Transportiert werden die Produkte dann im Rucksack.
- Lastenräder. Dabei geht es um spezielle Cargotrikes in Delta Auslegung mit einem Rad vorne und zwei Rädern hinten. Die Hinterräder sind oft ebenfalls 20 Zoll Räder, allerdings handelt es sich nicht um fat wheels sondern um relativ normale Reifen.
Haben die Lieferfahrräder Nummernschilder?
Häufig nein! Das bedeutet, es sollte sich um Pedelecs handeln, also eine Elektrounterstützung bis maximal 25 km/h und nur, wenn die Pedale dazu getreten werden. Dies ist nicht unbedingt immer der Fall, wenn man sich umschaut.
Wer vermietet den Lieferdiensten die Fahrräder?
Es gibt einige spezialisierte Firmen dafür. Unter anderem Cycle (früher Gethenry) aber auch Zoomo (ursprünglich aus Australien) und Swapfiets.
Wo werden die Fahrräder produziert?
Die meisten modernen Cargofahrräder europäischer Marken werden letztlich durch taiwanesische Auftragsfertiger auf der Insel und in Festlandchina produziert. Einzelne Komponenten kommen teilweise von Shimano aus Japan. Zu den führenden Auftragsproduzenten gehört unter anderem Pacific Cycles.
Welche Fahrrad Logistiker gibt es in Deutschland?
Dies ist noch ein neues Feld, welches sich gerade erst entwickelt. Die Tübinger Firma Velocarrier ist mittlerweile in ca. 10 Städten in Deutschland aktiv, darunter in den Millionenstädten: München, Hamburg, Köln und Berlin.
Daneben gibt es noch lokale Firmen. Zum Beispiel in Mainz die Firma Radlader. In Frankfurt gibt es die Firma “Sachen auf Rädern”. Cycle Logistik in Berlin und ggf. Hamburg. In Karlsruhe gibt es den Radkurier. Radkurier24.
Die Erstzustellquote bei Radlogistikern ist oft deutlich höher als bei anderen Logistikern, da vorher oft nochmal speziell vor Ort abgeklärt wird und die Wege kurz sind.
Wichtig sind für die Fahrrad Logistiker auch ihre Microhubs, die möglichst Verkehrsgünstig liegen. Es gibt auch an Radlogistik Verband (natürlich!) in welchem eine Reihe von Unternehmen organisiert sind.
Enviado bietet Räder an.
Wer sind die Lieferdienste, die Fahrräder nutzen?
Im Nahbereich nutzt auch die Deutsche Post e-Lastenräder.
Bekannt und weit verbreitet in den Städten sind die Last Minute und Last Mile Lieferdienste Gorilla und Flink, die 2020 und 2021 stark expandierten. Im Jahr 2022 haben sich die Bedingungen geändert. VCs stellen weniger Geld zur Verfügung und die Zinsen sind stark gestiegen. Die Lieferdienste müssen daher umdenken von Expansion auf Profitabilität.
Auch unabhängige Uber Eats Fahrer nutzen teilweise Lastenräder.
Und auch der neue Delivery Hero Angreifer: Foodpanda in Berlin nutzt e-Cargoräder.
Gab es Lieferprobleme bei den Fahrrädern?
Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte 2020 und im Jahr 2021 gab es Lieferprobleme bei e-Bikes und e-Cargorädern, die durch Coronarestriktionen, der hohen Nachfrage und dem geschlossenen Suezkanal noch verschärft wurden.
Inflation bei e-Cargorädern?
Die Räder waren im Jahr 2020 und 2021 nur schwer zu bekommen. In 2022 hat sich diese Problematik gelegt und perspektivisch wird im Jahr 2023 mit Überkapazitäten, einer zurückgehenden Nachfrage und fallenden Preisen bei allen Fahrzeugkategorien gerechnet. Viele der Komponenten wie e-Motoren, Batterien, Shimano-Scheibenbremsen, sind die gleichen wie bei Freizeiträdern und stehen so in Konkurrenz. Der zurückgehende Markt soll auch dort für fallende Preise sorgen.
Haben Essenlieferdienste, Paketdienste und Lebensmitteldienste die gleichen Anforderungen?
Klares nein!
Essenslieferdienste müssen besonders schnell sein und brauchen kleine, wendige Fahrräder. Sie sollen auch möglichst wenig Platz verbrauchen. Manche Restaurants haben wenig Platz um diese Fahrräder dort unterzustellen, also ist dies sehr wichtig.
Paketdienste und Lebensmittellieferanten müssen dagegen viel mehr transportieren. Dabei geht es oft um mehr als 10-20 Kilogramm und somit um Mengen, die man nicht einfach in einen Rucksack oder eine Tasche packt. Die Cargobikes brauchen also Stauraum und müssen auf den Transport von mehr als 10-20 kg ausgelegt sein. Manche können 50 kg Zuladen. Die Topbikes im Lieferbereich sogar um die 100 kg und für den Lokalbereich gibt es Cargobikes, die bis zu 400 kg laden und transportieren können.
Bei Paketdiensten sollten die Lieferungen zudem besser gesichert sein, damit die einzelnen anderen Pakete nicht gestohlen werden, während der Lieferant die letzten Meter zurück legt.
Wie hoch ist die Miete für solche Fahrräder?
Bei ca. 75-125 Euro im Monat. Bei einfacheren Fahrrädern in großen Mengen eher 75 Euro im Monat. Bei Cargobikes für einzelne Kurriere bei eher 125 Euro im Monat.
Im Vergleich zu Mietfahrrädern für Endverbraucher sind dies immer noch sehr niedrige Kosten, da Endverbraucher oft 30-50 Euro am Tag zahlen müssen.
Gemietete Autos würde die Lieferdienste eher 200-300 Euro im Monat kosten – also ein Vielfaches der Fahrräder.
Können auch Endverbraucher Cargofahrräder mieten?
Ja! Zum Beispiel bei Swapfiets in Frankfurt. Mindestzeitraum ist ein Monat!
Wie groß sind die unterschiedlichen Lieferdiensträder?
Die Unterschiede sind enorm. Die Räder der Deutschen Post mit zwei Rädern hinten und einem Rad vorne sind besonders groß. Die Räder von Flink und Gorilla dagegen mit nur zwei kleinen Rädern kleiner als normale Trekkingräder.
Warum werden nicht die typischen langen Räder mit Box Vorne genutzt?
Gute Frage….
Was finden die Fahrer gut an den Rädern?
Sie sind gut zu fahren und oft sehr wendig (Flink, Gorilla). Zudem sind die Räder bei der Post angenehmer als die Karren zum ziehen, insbesondere wenn es in dem Zwischenbereich zwischen Autoeinsatz und Briefaustragen liegt.
Pannen kommen auch relativ selten vor.
Was finden die Fahrer nicht so gut an den Rädern?
Erstmal alles bei Regen! Keines der Fahrräder ist bisher wirklich auf schlechtes Wetter eingestellt.
Meine Einschätzung auf den Rädern….
Was gibt es noch im Fahrradbereich
Noch sehr viel. Coffee Bike (